Zeit zu handeln


Übersicht Lebens-Mittel

Erste Sitzung des Denkkreises "Lebens-Mittel"

am 19. März 2009 im Hotel Victoria, Bad Mergentheim

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Im Mittelpunkt der ersten Sitzung stand u.a. die Frage, wie sich die Versorgung mit Lebensmitteln in den früh industrialisierten Ländern namentlich Mitteleuropa langfristig entwickeln wird.

Wichtige Ergebnisse:

  • Die quantitative Versorgung mit Lebensmitteln in den westlichen Industrieländern ist gesichert. Allerdings dürften Lebensmittel mittelfristig wieder deutlich teurer werden. Ursächlich hierfür sind vor allem weltweite Verknappungen und steigende Produktionskosten. In die gleiche Richtung wirken der voraussichtliche Abbau von (Export-)Subventionen sowie die zu erwartende Internalisierung externer Kosten.
  • In Verbindung mit einem insgesamt rückläufigen materiellen Wohlstandsniveau könnten die steigenden Lebensmittelpreise insbesondere bei einkommensschwächeren Bevölkerungsschichten zu wachsender Unzufriedenheit führen. Folglich birgt der Anstieg der Lebensmittelpreise soziales Konfliktpotential.
  • Aufgrund zunehmender Einkommensungleichheit, Individualisierung, Pluralisierung der Lebensstile sowie ethnischer Durchmischung werden Nachfrage und Angebot von Lebensmitteln künftig heterogener. In bestimmten, häufig überdurchschnittlich gebildeten und einkommensstarken Milieus wird zunehmend Wert auf Ess-, Koch- und Tischkultur sowie frische, ökologisch und/oder regional erzeugte bzw. fair gehandelte Lebensmittel gelegt. Im Alltag dürften auch höherwertige Convenience-Produkte, d.h. halbfertige und Fertiggerichte, und Functional-Food, d.h. mit zusätzlichen Inhaltsstoffen, die einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben sollen, angereicherte Lebensmittel, eine wachsende Rolle spielen. In breiten Bevölkerungsschichten dürften hingegen die Vereinheitlichung des Geschmacks, die Banalisierung der Esskultur sowie die Entfremdung von natürlichen Lebensmitteln voranschreiten.
  • Die gegenwärtigen und künftig zu erwartenden Ernährungsgewohnheiten der westlichen Bevölkerungen sind mehrheitlich nicht zukunftsfähig. Insbesondere der hohe Verbrauch von Fleisch- und Milchprodukten schadet der Gesundheit, trägt maßgeblich zu Klimaveränderungen, Bodenerosion, Regenwaldabholzung und Wasserverschmutzung bei und ist mitursächlich dafür, dass weltweit knapp eine Milliarde Menschen hungern. Soll dies künftig verhindert werden, muss schnell gehandelt werden.
  • Sachliche Aufklärung und altruistische Appelle werden nicht ausreichen, um das Ernährungsverhalten zu verändern. Hierzu bedarf es vor allem einer „sinnlichen Geschmackserziehung". Da diese in Familien abnehmend stattfindet, ist zu überlegen, wie andere Institutionen (z.B. Kitas, Schulen, Mensen, Kantinen), Einzelpersonen (Ehrenamtliche, Großeltern, Gastronomen) und gesellschaftliche Leitmilieus hierzu beitragen können.
  • Was dabei als wünschenswerte und zukunftsfähige Ernährung und Esskultur anzustreben ist, muss im Kontext veränderter gesellschaftlicher Sachzwänge, Werte und Rollenmuster neu bewertet werden. Weder sind traditionelle Vorbilder generell empfehlenswert, noch sind alle neuen Ernährungstrends grundsätzlich abzulehnen.

Das Ergebnisprotokoll können Sie hier herunterladen.

Denkkreis Lebens-Mittel geht mit gutem Beispiel voran

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Um bei der Aufwertung der immateriellen Dimensionen von Essen und Trinken mit gutem Beispiel voranzugehen, haben die Teilnehmer des Denkkreises "Lebens-Mittel" in der Küche des Hotel Victoria von Otto Geisel, Chef von Slow-Food Deutschland, gemeinsam einige preiswerte und dennoch schmackhafte Gerichte gekocht. Unter Anleitung von Küchenchef Hubert Retzbach bereiteten sie ein Grünkernrisotto sowie Schwäbische Ofenschlupfer mit Vanillesauce zu. Die Rezepte dieser Gerichte, die fast ausschließlich mit Zutaten aus der Region zubereitet wurden, können Sie hier herunterladen.